Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Karthager. 197
mitzuteilen für gut fanden, richteten schließlich ihr Augenmerk besonders
auf die Westküste des Erdteils, um auch diese in das Bereich ihrer Koloni-
sationen und Handelsgeschäste zu ziehen.
Von einer der darauf gerichteten Expeditionen, wahrscheinlich der
größten nach vorläufigen kleineren, ist uns durch Herodot Kunde geblieben.
Sie erfolgte um das Jahr 500 v. Chr. unter Führung des Admirals
Hanno mit einer Flotte von 60 großen Schiffen, die mit 8000 Aus-
Wanderern beiderlei Geschlechts bemannt und mit Lebens- und Koloni-
sationsmitteln reichlich versehen war. Wie weit die Expedition eigentlich
nach Süden vorgedrungen, und auf welche Flüsse, Buchten, Felsen und
Landspitzen sich deren Erzählung beziehen möchte, hat nicht festgestellt
werden können, vielmehr gehen die Meinungen darüber weit auseinander.
Während vou einer Seite darznthnn versucht wird, die Expedition könne
nicht über die Südgrenze von Marokko hinausgekommen sein, verfolgen
andre die Spur bis nach Sierra Leone oder bis zur Insel Scherbro, und
andre selbst bis in den Meerbusen von Benin; das heißt aber, ans die
Entfernung bemessen, Hanno habe entweder eine bestimmte Strecke oder
das Fünffache dieser Strecke zurückgelegt, und wir> hätten somit eine
Meinnngsdisferenz von beiläufig 600 deutschen Meilen. Vielleicht liegt
auch hier die Wahrheit in der Mitte.
Etwa 130 Jahre v. Chr. trat der Grieche Eudoxos als Unter-
nehmer der Asrika-Umschisfnng auf und verfolgte seinen Plan mit viel
Eifer und Ausdauer. Aus seinen Handelsreisen nach Ostindien sah er,
durch Sturm verschlagen, die ostafrikanische Küste; sie schien ihm einen Ver-
lauf zu nehmen, der es gestattete, von dort aus ohne großen Umweg bis
zur Straße von Gibraltar zu schiffen. Die Ausführung dieser Eut-
deckungssahrt war ihm nun Lebensaufgabe; er suchte vor allem deu
Handelsstand für seinen Plan zu gewinnen und fand auch in der That in
Cadiz, Marseille und an andern Seeplätzen so viel Anklang und Teil-
nähme, daß er ohne Schwierigkeit zwei Schiffe auf das beste auszurüsten
vermochte und eine Menge Freiwilliger sich zur Beteiligung an der Fahrt
erbot. Die Expedition lief aus, erreichte aber keineswegs ihr Ziel. Das
Hauptschiff strandete auf einer Sandbank der westafrikanischen Küste, und
obwohl der kühne Unternehmer aus seinem Wrack ein neues kleineres
Schiff zimmern ließ, so nötigte ihn doch der klägliche Zustand desselben
bald zur Umkehr. Es gelang ihm in der Folge, in Spanien zwei neue
Fahrzeuge zu eiuer weiteren Expedition nach Indien auszurüsten; was
jedoch aus derselben geworden, darüber fehlen alle schriftlichen Berichte.
Dagegen wurde der Name Eudoxos in der Folge die Firma, unter welcher
eine Menge von Fabeln über den unbekannten Teil Afrikas in Um-
lauf kamen.
Eine lange Reihe folgender Jahrhunderte war nicht dazu angethan,
die Kenntnis Afrikas auf seiner Westseite wesentlich zu bereichern; viel-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Herodot Hanno Hanno Eudoxos
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
258 Die Entdeckung der Nord- und Südpolarländcr.
dem österreichischen Expeditionsschiff „Tegetthoff" die bedeutendste Leistung
der Polarforschung der Gegenwart bildet.
In der Nähe von Nowaja Semlja fror „der Tegetthoff" ein und wurde
mit dem Eise nach Norden zu getrieben. 23 Kilometer von einem nn-
bekannten Lande entfernt stand das Eis still und im freien Meere mußte
das zweite Winterquartier aufgeschlagen werden.
Die Entdecker nannten das neue Land „Kaiser Franz Josephs-Land"
und führten im Frühjahr 1874 Entdeckungsreisen auf Schlitten aus bis
zum 82° 5'. Das Land, welches sie von da aus gegeu Norden zu sahen,
wurde „Petermannsland" und das nördlichste sichtbare Vorgebirge „Kap
Wien" getauft.
Da das Schiff bis zum 29. Mai 1874 noch nicht aus seinen eisigen
Banden befreit war, wurde der Rückzug nach Süden mit Booten, teils aus
dem Eise, andernteils zu Wasser zurückgelegt. Am 18. August wurde
glücklich auf Nowaja Semlja gelandet, und am 24. August trafen sie russische
Jäger, welche mit Lachsfischerei und Renntierjagd beschäftigt waren. Diese
Leute brachten sie gegen Bezahlung nach dem norwegischen Städtchen Vardö,
von wo aus der Telegraph die Kunde von der großen Entdeckung in alle
Welt trug.
Große Verdienste um die Erforschung des nördlichen Sibiriens erwarb
sich Alexander von Middendorfs. Er bereiste die Samojeden- und
Taimyrhalbinsel, wobei er nur knapp dem Tode entrann.
Den größten Erfolg in neuester Zeit hatte der Schwede Nils Adolf
Erik Nordenskjöld, geboren 18. November 1832 zu Helsiugsors. In
den Jahren 1875 und 1876 fuhr er durch das verrufene Karische Meer,
„Eiskeller" genannt, mit Glück nach der Jenisseimündnug und bewies da-
durch die Schisibarkeit dieses berüchtigten Meeres. Darauf entschloß er
sich, die ganze Nordküste von Asien zu umschiffen und führte dies auch mit
beispiellosem Glücke aus.
Im Juli 1878 fuhr er mit deu Schiffen „Bega" und „Lena" von
Europa weg und gelangte mit der „Bega" an der sibirischen Küste entlang
in einer Fahrt, ohne daß er wesentlich vom Eise aufgehalten wurde, ziem-
lich bis zur Beriugsstraße. Die kleine „Lena" hatte er nach zurück-
gelegtem halben Wege in den großen Fluß gleichen Namens hinaufgeschickt.
Die vorgerückte Jahreszeit hatte in der Nähe der Beriugsstraße viel
Treibeis angestaut, welches unmöglich durchbrochen werden konnte. Am
28. September häuften sich die Treibeismassen an der Küste so, daß
Nordenskjöld sestfror und das Winterquartier einrichtete. Er war so nahe
dem Ziele, daß eine einzige Stunde mit vollem Dampfe bei offenem Wasser
genügt hätte, um die Meerenge zwischen Asien und Amerika zu erreichen.
Von hier aus schickte der glückliche Nordpolfahrer Briefe in seine
Heimat, und nachdem am 18. Juli 1879 die „Bega" wieder frei vom Eise
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Franz_Josephs-Land" Franz August August Alexander_von_Middendorfs Alexander Adolf
Erik_Nordenskjöld Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Nowaja_Semlja Wien Sibiriens Asien Europa Nordenskjöld Asien Amerika
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
196 Die Erschließung des schwarzen Erdteils.
uns Herodot entwirft, und es ermangelt nicht der Wahrheit. Jenseit
der Wüste, am Südrande der Erde hin, erstreckten sich die Wohnsitze der
Äthiopier, der schwarzen Menschen. Äthiopien im engeren Sinne, die
oberen Nilländer und das heutige Abessiuien gehörten zu den altbekannten
Ländern; daß diese schwarzen Völker sich weit nach Westen hin fortsetzten,
war ebenfalls bekannt, doch wußte mau von ihnen wenig Bestimmtes, wenn
auch der obere Laus des Nigers schon frühzeitig bekannt war, welchen
Herodot glaubte, für den oberen Teil des Nils halten zu dürfen.
Wie mancherlei auch die Menschen des Altertums von Afrika gewußt
haben mögen, so blieb ihnen doch eines anscheinend gänzlich unbekannt:
die wahre Gestalt und Ausdehnung des Erdteils selbst. Gemäß der Ansicht,
daß die Länder der Schwarzen den Rand desselben bildeten, dachte man
sich diesen etwa in einem Bogen zugerundet, der höchstens bis zum Äquator
gereicht hätte. Das Verlangen, das Problem tatsächlich durch Umschiffung
des Landes zu lösen, war indes lebhaft genug, daß zu verschiedenen Zeiten
darauf zielende Versuche zur Ausführung dieser Projekte gemacht wurden.
Von zweien solcher Unternehmungen, vielleicht den ältesten und erfolg-
reichsten, erzählt uns Herodot. Necho, einer der ruhmreichsten Könige
Ägyptens, ungefähr 600 Jahre vor der christlichen Zeitrechnung, wünschte
die Sache zum Austrag zu bringen. Die alten Ägypter waren keine
Freunde vom Seewesen, und so beauftragte er phöuikische Seeleute mit der
großen Entdeckungsfahrt. „Sie liefen", erzählt Herodot, „vom Roten
Meer aus und segelten nach der Südsee. Als der Herbst kam, gingen
sie ans Land, säeten Getreide, warteten die Ernte ab und gingen dann
wieder in See. Nachdem sie zwei Jahre unterwegs gewesen, erreichten sie
im dritten die Säulen des Herkules (Straße von Gibraltar) und kehrten
nach Ägypten zurück mit der Nachricht, der vielleicht andre mehr Glauben
schenken mögen als ich, daß sie aus ihrer Fahrt die Sonne zu ihrer Rechten, '
das ist nördlich von sich, gesehen hätten." Etwas weiteres als diese kurze
Notiz ist über diese merkwürdige Reise nicht bekannt, und ebensowenig ist
ersichtlich, daß sie den Völkern des Altertums zu besonderer Belehrung
gedient hätte. Von neueren Gelehrten ist viel über die Möglichkeit und
Wahrscheinlichkeit einer so großen Unternehmung vermittelst kleiner Ruder-
schisse gestritten worden; es gibt eine bejahende und eine gänzlich abweisende
Partei. Wäre indes die Sache so ganz unbegründet, so müßte man sragen,
ob es möglich sei, daß Seeleute eine Angabe wie die vom nördlichen Stande
der Sonne hätten erfinden können, zu einer Zeit, wo niemand, und auch
der gelehrte Herodot nicht einen Begriff von der wahren Gestalt der Erde
hatte, denn sonst hätte er ja gerade das, was er anzweifelte, als den Be-
glaubigungsstempel der Erzählung nehmen müssen.
Die Karthager; die vermöge ihrer Handelsbeziehungen mit deu
südlich der großeu Wüste wohnenden Völkern am besten über das Binnen-
land unterrichtet sein konnten und vielleicht mehr davon wußten, als sie
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
148 Sechstes Kapitel.
Veranstaltung neuer Auflagen älterer Werke Frankreich verhältnismäßig hoch,
doch bleibt dasselbe hinter Deutschland sehr erheblich zurück, das übrigens
auch in der Zahl der Zeitschriften nur vou deu Vereiuigteu Staaten über-
troffen wird. Diese Thatsachen hängen freilich besonders auch mit dem Stande
der Bildung zusammen und geben unserm Vaterlande in derselben den hervor-
ragendsten Rang unter den Kulturvölkern (vgl. oben S. 61).
Schon in der Periode 1878—80 erschienen in Deutschland durchschnittlich
14560 Ausgaben pro Jahr, 1887: 15972 Neuheiten und neue Auflagen, während
Großbritannien in der Periode 1878—80 es nur auf einen Durchschuittssatz vou
5771, Frankreich von 7000, die Vereinigten Staaten von 2500 Ausgaben brachten;
1883 veranstaltete das letzterwähnte Staatswesen 3481 Buchausgabeu.
Die in Deutschland 1887 erschieneneu Bücher verteilten sich wie folgt:
Sammelwerke, Literaturwissenschaft, Bibliographie 439, Theologie 1456, Jurispru-
denz, Politik, Statistik, Verkehrswesen 1369, Heilwissenschaft, Tierheilkunde 1082,
Naturwissenschaft, Chemie, Pharmazie 867, Philosophie 126, Pädagogik, deutsche
Schulbücher und Gymnastik 2063, Jugendschriften 464, alte Philologie, Altertums-
Wissenschaft :e. 585, neuere Philologie 585, Geschichte u. dgl. 722, Geographisches
370, Mathematik, Astronomie 223, Kriegswissenschaft 389, Handelswissenschaft ?c.
725, Bau- und Jngenicurweseu 377, Forst- und Jagdwesen 81, Hans-, Landwirt-
schast und Gartenbau 452, schöne Litteratnr 1402, schöne Künste und Stenographie
648, Volksschriften und Kalender 729, andre Schriften 403, Kartenwerke 415.
Im Jahre 1882 hatte das Deutsche Reich Hauptbetriebe: für Schriftschneiderei
und -Gießerei sowie für Holzschnitt 438 (Personal 3611 Köpfe), für Buchdruck
3413 (Personal 42l13 Köpfe), für Stein- und Zinkdruck 2355 (Personal 13328
Köpfe), für Kupfer- und Stahldruck 179 (Personal 479 Köpfe), für Farbendruck 377
(Personal 4268 Köpfe), für Photographie 2850 (Personal 6189 Köpfe). Die poly-
graphischen Gewerbe hatten 1882 also 9612 Hauptbetriebe mit 70006 Arbeitern.
Buchhandlungen wurden 4819 gezählt und kam 1883 von diesen je eine auf 9387
Köpfe. Für künstlerische Gewerbe waren 1882 8032 Hauptbetriebe mit 15388
Köpfen vorhanden. In Leipzig bestanden 1833 92, dagegen 1883 nicht weniger als
523 buchhäudlerische Firmen und diese hatten zugleich die Vertretung von 5574
auswärtigen Firmen. Der Wert des in Leipzig für den Buchdruck verwendeten
Papiers hat die Höhe von 9 Mill. Mark. Berlin hat inzwischen derartige Bedeu-
tung für den Buchhandel gewonnen, daß 1882 feine 575 Buchhandlungen fast
ebenso viele Werke veröffentlichten wie diejenigen Leipzigs (2245 gegen 2628 Werke).
Im Jahre 1887 wurden an Gegenständen der Litteratur und bildenden Kunst
3718 Tonnen im Werte von 23930000 Mark ein-, dagegen 12553 Tonnen im
Werte von 73885000 Mark ausgeführt. An Büchern, Karten und Musikalien betrug
1887 die Ausfuhr 9244 Tonnen im Werte von 37 900000 Mark, an Kupfern und
Stahlstichen, Holzschnitten, Lithographien, Farbendruckbildern und Photographien
2720 Tonnen im Werte von 27199000 Mark.
Baugewerbe. Im Baufache behauptet unser Vaterland eine ange-
sehene Stellung, indem die deutschen Baumeister und Unternehmer sowohl in
stilvollen und prächtigen Luxusbauten, als anch in zweckmäßigen und behag-
lichen Wohuhäusern die Leistungen andrer Kulturvölker erreichen, ja womöglich
übertreffen. Schon im Mittelalter haben deutsche Bauhütten jene herrlichen
Dome geschaffen, welche die gerechte Bewuuderuug aller Zeiten hervorrufen
und unter denen der erst kürzlich vollendete von Köln der gewaltigste ist. Die
großartige Entwicklung Deutschlands seit der Mitte der sechziger Jahre hat sich
auch dadurch geäußert, daß die Zahl der Betriebe und beschäftigten Personen
gewaltig gewachsen ist.
Im Jahre 1875 wurden 219603 Hauptbetriebe mit 476309 beschäftigten Personen
gezählt, 1882 162535 Hauptbetriebe mit 533 511 erwerbstätigen Personen (mit ihren
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Deutschland Frankreich Deutschland Leipzig Leipzig Berlin Leipzigs Deutschlands
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Schlefische Gewerbe- und Industrieausstellung. 67
in welcher wissenschaftliche Instrumente ausgestellt sind. Hier finden wir
die vielen Instrumente, deren bei seinen Untersuchungen der Mathematiker,
Astronom, Naturforscher, Chemiker und Apotheker bedarf. Reichhaltig ist die
Sammlung der ausgestellten Uhren. Dieregulator-Uhrenfabrikation ist durch
Gustav Becker in Freiburg vertreten. Dieser Mann gründete im Jahre 1850
die erste Regulator-Uhrenfabrik in Schlesien, bezw. in Preußen. Er wollte, als
er seine Fabrik gründete, der armen Weberbevölkerung durch Anlernung der
vielen mechanischen Arbeiten eine lohnendere Beschäftigung geben und wurde
in feinem Streben vom Staate unterstützt. Mit sehr bescheidenen Mitteln und
drei oder vier Jungen, die eben ihre Dorfschule verlassen hatten, begann er
und blickte trotz der zu überwindenden Schwierigkeiten froh in die Zukunft.
Gustav Becker erhielt bald vom Staate 20 Drehbänke mit der Bedingung, daß
er während sechs Jahren an jeder Bank einen armen Jungen beköstige, bekleide
und ihm Wohnung gebe. Nach Ablauf der sechs Jahre wurde das betreffende
Stück Beckers Eigentum. So erhielt er nach und nach Maschinen und einen
tüchtigen Stamm von Arbeitern. Im Jahre 1363 wurde das 10 000ste, 1875
das 100000ste und 1881 das 300000ste Werk angefertigt, welches Becker zur
Ausstellung geschickt hat. Auch die einzige preußische Taschenuhren-Fabrik, nämlich
die von Eppner in Silberberg, welche unter Protektion Friedrich Wilhelms Iv.
im Jahre 1852 (zu Lähn in Schlesien) begründet wurde, ist auf der Ausstellung
vertreten. Diese Fabrik nahm in kurzer Zeit einen so bedeutenden Aufschwung,
daß von 1872—1873 ungefähr 3600 meist goldene und silberne Ankeruhren
in derselben angefertigt und verkauft werden konnten.
Apparate, die dem Schulunterrichte dienen, sind hier ausgestellt: Blitz-
ableiter, Signalglocken. Telephons u. a. Arnold Winkler in Breslau hat die
schwierige Aufgabe übernommen, feinen Landsleuten und den Besuchern der
Industrieausstellung eine elektrische Eisenbahn vorzuführen, die mit Recht die
Bewunderung von Laien und Sachverständigen hervorrufen muß. Weniger er-
regen unsre Sympathie die künstlichen Gliedmaßen, die ausgestellt sind.
Den wissenschaftlichen Apparaten folgen die Musikinstrumente in der
fünfzehnten Gruppe. In früherer Zeit wurde Musik meistens auf metallenen
Blasinstrumenten gemacht, später machte man diese Instrumente aus Holz, zu
denen sich noch später die dünn bespannten und schwach klingenden Saiteninstru-
mente, welche geschlagen wurden, gesellten. Aus ihnen entstand das Klavier, das'
jetzt alles beherrschende Klavier, welches auch auf der Ausstellung vom teuren
Konzertflügel an bis zum billigen Pianino vertreten ist; auch die Orgel, die
Königin der Instrumente, finden wir in zwei Exemplaren.
Den Baumeister interessiert die reichhaltige sechzehnte Gruppe mit ihren
Bauornamenten, ihren Zimmer- und Hauseinrichtungen, ihrem Brückenbau
und mit der Darstellung des deutschen Hauses.
Die siebzehnte Gruppe umfaßt die kunstgewerblichen Altertümer, die
achtzehnte den gewerblichen Unterricht. Der ganzen Ausstellung aber hat
einen herrlichen äußeren Anstrich gegeben und zur Belebung derselben besonders
beigetragen die neunzehnte Gruppe, der Gartenbau; denn noch wenige Monate
vor der Eröffnung der Ausstellung war das Stückchen Erde, welches wie durch
Zaubermacht in ein Villenstädtchen verwandelt wurde, das Baumpartieen und von
plaudernden Fontänen belebte Rasenflächen umrahmen, eine öde, schattenlose
5*
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Becker Gustav Gustav_Becker Gustav Beckers Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Arnold_Winkler
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Pan Twardowski. 459
so schnell hinter ihm zu, daß es ihm den einen Fuß verletzte und Twardowski
fortan hinkte. Jetzt sank er auf d?e Kuiee und betete mit dankendem Gemüte
zu Gott. Bald kam er in das Haus seines Vaters, der die Urkunde freudigen
Herzens annahm und in geweihtem Feuer verbrannte.
Der alte Twardowski gewann für den Rest seiner Tage seine Ruhe wieder;
der Jüngling aber bezog die Hochschule zu Krakau und wurde wegen seiner
Talente, seines Eifers und seines Fleißes der Liebling seiner Lehrer. Er
war noch Schüler in Krakau, als er au das Sterbebett seiues Vaters gerufen
wurde. Kindlich beweinte er den Tod des Vaters.
Der junge Twardowski ergab sich nunmehr gäuzlich den wissenschaftlichen
Studien, alles andre war ihm gleichgültig, beachtete er nicht. Bald wurde aus
dem Schüler ein berühmter Meister. Aus den fernsten Ländern eilten die be-
rühmtesten Theologen, Philosophen, Ärzte und Astrologen nach Krakau, um mit
Twardowski sich in wissenschaftliche Gespräche einzulassen und ihn anzustaunen.
Dennoch fand er keine Seelenruhe, keine Befriedigung; je mehr sich die Menschen
um ihn drängten, desto leerer und öder wurde es in ihm. Um sein Gut be-
kümmerte er sich uicht, es war verpfändet und verwahrlost; und warum sollte
er sich um Dinge kümmern, die ihn von der Wissenschaft abziehen mußten!
Wareu doch seine Ansprüche ans Leben so sehr gering, so unbedeutend. Je
mehr er die Wissenschaft als seine Trösterin und Freundin umfaßte, um so mehr
wurde er der Welt eutrückt. Die Leere nahm zu in ihm; er entdeckte mit
Schrecken, daß er seinen Glauben, seine Zuversicht zu Gott verloreu hatte.
Die Zeit war gekommen, daß ihn der Teufel mit Erfolg versuchen konnte.
Meister Twardowski beschloß, zum Teufel feine Zuflucht zu nehmen. Es war
Nacht. Die Verschwörung begann und gelang, der Böse erschien.
Twardowski stellte zuerst feine Bedingungen. Der Satan versprach, ihm
alle jene Wünsche zu erfüllen, dafür aber müsse ihm der Meister seine ganze
Seele, und wäre es auch nach dem längsten Leben, verschreiben; er müsse ihm
zur Hölle folgen mit denen, die an feine Macht geglaubt hätten und durch ihn
verderbt wären; verschreiben müsse er sich der Hölle mit Haut und Haaren,
damit nicht seine Seele, wenn er auf dem Krankenbette liege, von Pfaffen ge-
knetet, zum Himmel zurückkehre. Der Meister ging aus diese Vorschlüge ein,
nur sollte ihn der Teufel an keinem andern Orte als in Rom (Rzym) holen
dürfen. Nach langem Reden gab auch zu dieser Beschränkung der Böse seine
Einwilligung.
Nun konnte die Urkunde ausgefertigt werden. Der Teufel hat das Per-
gament mitgebracht, das in Italien zurecht gemacht war; es war eine Menschen-
haut, die aus dem Rücken eines Erhenkten herausgeschnitten war, besonders
hart deshalb, weil sie bei Lebzeiten des Verbrechers mit Stockschlägen tüchtig
gehärtet und nach seinem Tode am Galgen getrocknet war. Mit Twardowskis
warmem Blute, das aus dem geritzten Finger hervorquoll, wurde die Urkunde
geschrieben, dann von dem Meister unterschrieben und untersiegelt; da krähte
der Hahn zum erstenmal. Alles war verschwunden. Der bleiche Strahl des
dämmernden Tages fiel auf des Meisters mattes Auge, die Aufregung der
Nacht lag bleischwer in seinen Gliedern; lange kämpfte er in sitzender Stellung
mit dem Schlummer, bis endlich fein Haupt sich auf den Arm senkte und er in
tiefen Schlaf verfiel. Als er nach langen Stunden erwachte, war heller Tag.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Twardowski
Extrahierte Ortsnamen: Krakau Krakau Krakau Rom Italien
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Berühmte Breslauer.
325
Berühmte Sreslauer. Von den vielen Nm Wissenschaft und Kunst höchst
verdienten Männern, die in Breslau das Licht der Welt erblickt haben, mögen
nur wenige hier erwähnt werden. Der Philosoph Christian Wolf wurde in
Breslau am 24. Januar 1679 als Sohn eines Gerbers geboren. Er besuchte
in seiner Vaterstadt das Gymnasium zu Maria-Magdalena und studierte in
Jena anfangs Theologie, dann Philosophie und Mathematik. In Leipzig wurde
er Magister, im Jahre 1706 zu Halle Professor der Mathematik. Nachdem
er schnell berühmt geworden war, suchte ihu Peter der Große wiederholentlich
nach Rußland zu ziehen: aber Wolf blieb in Halle. Der außerordentliche Ruhm,
den er im In- und Auslande er-
langte, erregte den Neid seiner
Kollegen, von denen mehrere seine
erklärten Feinde wurden, da sie
sast keine Zuhörer hatten, während
sich Wolfs Vorlesungen eines zahl-
reichen Zuspruchs erfreuten. Die
erbitterten Professoren wußten
Wolf so zu verleumden, daß ihn
der König Friedrich Wilhelm I.
aller seiner Ämter entsetzte und
ihm befahl, binnen 24 Stunden
nach Empfang der Ordre die Stadt
Halle und alle königlichen Lande
bei Strafe des Stranges zu räu-
men. Wolf gehorchte am 10. No-
vember 1723 und ging nach
Merseburg, von wo er sofort durch
den Landgrafen von Hessen als
Hofrat und Professor nach Mar-
bürg berufen wurde. Dort blieb
er 17 Jahre, machte die Univer-
sität blühend und verfaßte viele
philosophische Schriften. Ver-
gebens bemühte sich der König
von Preußen, der bald eingesehen hatte, daß Wolf bei ihm angeschwärzt war,
diesen großen Gelehrten für seine Lande wieder zu gewinnen. Erst unter
Friedrich Ii. kehrte Wolf am 6. Dezember 1740 nach Halle zurück. Die
ganze Stadt jubelte über seine Ankunft, viele Einwohner gingen ihm entgegen,
die Studierenden empfingen ihn zu Pserde und brachten ihn im Triumphe
zur Stadt. Er verlebte noch glückliche Tage, wurde 1745 in den Reichsfrei-
Herrnstand erhoben und starb am 9. April 1754 gekannt und geachtet von
ganz Deutschland. Seine Philosophie ist die Leibnizsche und beruht auf dem
Grundsatze: Diese Welt ist die vollkommenste und beste.
Auch Christian Garve, der 1742 zu Breslau geboren wurde, der Sohn
eines wohlhabenden Färbers, studierte anfangs Theologie, dann Philosophie
und Mathematik in Frankfurt an der Oder. In Halle wurde er Magister,
dann in Leipzig der Liebling Gellerts. Lange Zeit lebte er in Breslau im
Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher.
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Extrahierte Personennamen: Christian_Wolf Peter_der_Große Wolf Wolfs Friedrich Wilhelm_I. Wolf Friedrich_Ii Friedrich Wolf Christian_Garve Gellerts Friedrich_Daniel_Ernst_Schleiermacher Friedrich Ernst
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
382 Land und Leute im Großherzogtum Posen.
mit dem Blute seines Volkes durch die Waffen rechtmäßig erobertes Land mit
demselben Rechte, mit dem es die Provinzen Sachsen, Westfalen und die Rhein-
lande befitzt, deren Bewohner weder je daran gedacht haben, noch je daran
denken werden, diesen rechtmäßigen Besitz der preußischen Regierung als eine
Ungerechtigkeit vorzuwerfen. Daß aber die Einverleibung der Provinz Posen
in den preußischen Staat nicht als ein Unglück, vielmehr nur als ein großes
Glück für diese selbst zu betrachten ist, wird jeder zugeben, der die wohl-
wollenden, väterlich weisen Grundsätze kennt, nach denen Posen regiert wird,
der aber auch den mehr als traurigen Zustand, in welchem sich diese Provinz
1815 befand, mit dem gesegneten Zustande vergleicht, in welchem sich die Pro-
vinz jetzt befindet, einem Zustande, der am besten alle Klagen und Beschwerden
der unzufriedenen Polen Lügen straft.
Da hört man die Polen klagen, und sentimentale Deutsche und Ausländer
beteu es ihnen nach, ohne daß sie zuvor geprüft hätten, es fei ihnen 1815 zu-
gesichert worden, daß den polnischen Einwohnern der Provinz Posen ihre
Nationalität, daß ihre Sprache erhalten werden solle, daß ihnen der Zutritt
zu den Staatsämtern offen gestellt sei, daß ein besonderer Statthalter polnischer
Nationalität sie regieren, daß ihre Religion und ihre Kirche geschützt werden
solle; statt dessen werde das nationale Leben der Polen erstickt, die polnische
Sprache erdrückt, der Zutritt zu den Staatsämtern ihnen nicht gewährt, ein
polnischer Statthalter ihnen nicht gegeben, alles, was zu gunsten der Polen
fpreche, werde mißachtet und nur das ihnen Nachteilige hervorgesucht, ihre
Gesetze würden mit Füßen getreten. Das sind Äußerungen, welche nnsre ge-
rechten Könige unumwunden des Wortbruches beschuldigen, Verleumdungen
gegen den König, also Majestätsbeleidigungen. Wer Posen nicht als innig zur
preußischen Monarchie gehörig anerkennen, sondern an diesem Verhältnis rütteln
und schütteln will, sür den hat das Strafgesetzbuch den Namen des Landes-
Verräters und die Strafe des Zuchthauses.
Im Jahre 1816 wurde das Gerichtswesen geordnet, dann wurden die
Provinzialstände 1824 eingeführt, deren 48 Stimmen so verteilt waren, daß
die Städte nur 16, der Adel 24, der Bauernstand 8 hatte, so daß der Land-
tagsbeschluß in die Hände der polnischen Edelleute gelegt, die städtische Meinung
gewichtlos gemacht und dem Landtage ein polnisches Gepräge verschafft wurde.
Die Kreisordnung vom 26. Dezember 1828 wies den Städten eine Vertretung
auf den Kreistagen zu; die Städteordnung vom Jahre 1831 wurde fchon 1832
in Posen, Rawitsch, Fraustadt und Lissa und nach und nach in allen übrigen
Städten der Provinz eingeführt. Die Judenreviere in den Städten hatten ein
Ende; die Juden, welche ein namhaftes stehendes Gewerbe, eine Kunst oder
Wissenschaft, die sie nährte, betrieben, die ein Grundstück von 2006 Thalern
Wert besaßen oder ein Vermögen von 5000 Thalern aufwiesen, wurden Stadt-
bürger und standen den Christen in der Stadt gleich. Viele strebten nun vor-
wärts und bildeten sich auf den höheren Lehranstalten aus, fo daß aus der
Provinz Posen eine staunenswerte Anzahl von jüdischen Gelehrten hervorging.
So ist das kleine Scherkowo der Geburtsort von zwei Gelehrten ersten Ranges,
der Profesforen Fürst in Leipzig und Grätz in Breslau.
Es wurde bald anders im Posenfchen. Nicht der Abhub des Beamten-
standes kam in die Provinz, fondern ehrliche, tüchtige Männer, die sich mit
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Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Niebuhr. 23
Friedrich Wilhelm, in Bonn den akademischen Studien obgelegen, in Bonn
den Worten verehrter Lehrer gelauscht, in Bonn die Fröhlichkeit des goldenen
deutschen Burschenlebens genossen und sich großer Beliebtheit wegen seines lent-
seligen Wesens überall erfreut. Und wie dem erlauchten Musensohne aus dem
Hohenzollernstamme, so ist die Universität Bonn Tausenden von deutschen Jung-
liugeu eine geistnährende Mutter, eine Stätte heiteren, reinen, unverfälschten
Jugendgenusses gewesen und wird es noch Tausenden und aber Tausenden sein.
Möge die „alma mater" am Rheine fortfahren zu sein, was sie bisher gewesen: eine
Stätte gelehrten Fleißes, sittlichen Ernstes, eine Hüterin der freien Forschung, eiue
Hochwacht des deutschen Geistes. Ein vivat, crescat, floreat der Hochschule Bonn!
Barthold Georg Niebuhr.
Wir aber wollen noch in kurzen ehrenden Nachrufen der Hauptzierden der
Bonner Universität gedenken und so ihren Manen den schuldigen Tribut zollen.
Da strahlt uns zuerst der Name eines der größten Geschichtsforschers im reinen
Glänze wissenschaftlichen Ruh nies und echter Menschlichkeit entgegen, der Name
Niebuhr's.
Barthold Georg Niebuhr, der zu Bonn ein eigenes Hans besaß, ward
am 27. August 1776 zu Kopenhagen geboren als der Sohn des bekannten
Reisenden Carsten Niebuhr, welcher später in Dithmarschen lebte. Hier
verlebte unser Niebuhr seine Jugend und warf sich mit solchem Fleiß auf das
Studium der Sprachen, daß fein Vater mit Stolz von ihm rühmen konnte, er
spräche in 20 Zungen. Zwei Jahre lang widmete er sich auf der Universität
zu Kiel besonders philologischen und historischen Studien und nahm dann (1796)
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Extrahierte Personennamen: Niebuhr Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Georg_Niebuhr Georg_Niebuhr August Carsten_Niebuhr
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
24 Bonn, die Musenstadt.
eine Stelle als Privatsekretär bei dem Minister Grafen Schimmelmann an.
Von da berief ihn Minister Graf Berustorff an die Königl. Bibliothek, die
später ganz sein Bernfsseld wurde. Im Jahre 1798 ging er nach England
und blieb daselbst ein ganzes Jahr. Nach seiner Rückkehr ward er Assessor im
Kommerzkollegium zu Kopenhagen. Im Jahre 1806 folgte er einem Rufe
nach Berlin. Die Kriegsereignisse, wie die Schlacht von Jeua, rissen ihn im
allgemeinen Strudel mit und brachten ihn weiter bis Memel, ja bis Riga.
Nach mancherlei Wechselfällen bewarb er sich um eine Professur in Berlin.
Sie ward ihm zutheil, und er machte seinen Namen zunächst durch seine Vor-
lesungen über römische Geschichte berühmt. Ab und zu mit diplomatischen
Missionen sowie mit dem Unterricht des Kronprinzen betraut, lebte er dort
mehrere Jahre und begründete seinen Ruf als gediegener Geschichtsforscher. Seine
kleine Schrift „Preußens Recht gegen den sächsischen Hos" erregte großes Auf-
sehen und verschaffte ihm eine wichtige Sendung an den päpstlichen Hof be-
hnfs Einrichtung der katholischen Kirche in den preußischen Landen. Er entledigte
sich seines Auftrags zur großen Zufriedenheit Preußens und Oesterreichs, die
ihn für seine Verdienste mit Orden dekorirten.
Im Jahre 1824 siedelte er gänzlich nach Bonn über, hielt dort beson-
ders Vorlesungen über Alte Geschichte und kaufte sich 1829 ein eigenes Hans,
das ihm eine Feuersbrunst theilweise zerstörte, das er aber später wieder restau-
rireu ließ. Er sollte sich indeß nicht lange seines Besitzes erfreuen: am 2. Januar
1831 raffte ihn eine Lungenentzündung hinweg. Das Haus ward später das
Hospital für die Besatzung Bonns.
Niebnhr's Aeußeres war nicht imponirend: er war mager und klein, besaß
aber eine scharfe, tönende Stimme. Er konnte sich so in seine Arbeit vertiefen,
daß ihn der größte Lärm in seiner Umgebung nicht störte. Seine zweite Frau
starb bald nach ihm und hinterließ einen Sohn und zwei Töchter gänzlich ver-
waist. Der Kronprinz, der den großen Mann von Herzen verehrte und liebte,
ließ ihm und seiner Gattin ein Grabdenkmal von Ranch's Meisterhand er-
richten. Das Grab selbst deckt ein steinerner Sarkophag mit Nischen und Säulen
am' Kopfe. Dort prangen die stark hervortretenden Bildnisse Niebuhr's und
seiner Gattin in Marmor in Viertellebensgröße, wie sie sich die Hände reichen,
darüber das Medaillonbild Christi mit der Dornenkrone, gleichfalls von Marmor.
Außerdem befindet sich in der akademischen Bibliothek die Marmorbüste Nie-
bnhr's von dem Künstler Emil Wolfs, einem Schüler Rauch's nndthorwaldsen's.
Niebuhr's Werke zeichnen sich alle durch große Gelehrsamkeit aus, vor
Allem seine „Römische Geschichte", die trotz der Kühnheit mancher Hypo-
thesen immer klassisch bleiben wird.
Aber auch als Mensch ward er von seinen Zeitgenossen geschätzt und ge-
liebt. Dies geht u.a. aus eiuem Briefe Schleiermacher's hervor, worin er
neben der „bewunderungswürdigen Gelehrsamkeit" auch namentlich sein „schönes
Gemüth" rühmt. A. W. v. Schlegel, der derzeitige Rektor der Universität
Bonn, schrieb, obwol er Niebuhr's „Römische Geschichte" einer scharfen öffent-
lichen Kritik unterzogen hatte, demselben bei seiner Berufung den ehrenvollsten
und schmeichelhaftesten Brief, worin er sich schon im voraus seiueu eifrigsten
Zuhörer nannte und sich und der ganzen Universität Glück zu dieser Errungen-
schaft wünfchte.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]